* 11.3.1981. Dmitrij Seleznёv arbeitete in einem Café in Barnaul.
Ihm wird vorgeworfen, versucht zu haben, russländische Soldaten zu vergiften. Im Oktober 2022 filmte er sich dabei, wie er bei einer Übung des Katastrophenschutzministeriums etwas von einem Insektizidgel in ein technisches Wasserreservoir gab und dabei scherzhaft behauptete, er habe das Essen russischer Mobilisierter vergiftet. Das Video schickte er Bekannten in der Ukraine. Die Übung verlief ohne Zwischenfälle; niemand klagte über Beschwerden. Neun Monate später wurde Seleznёv festgenommen und wegen versuchten Hochverrats sowie versuchten Terroranschlags unter Einsatz gefährlicher Stoffe angeklagt.
Im Juli 2024 wurde er zu 20 Jahren Haft sowie zu einer anschließenden Freiheitseinschränkung von 18 Monaten verurteilt. Die ersten vier Jahre hat er in einem Gefängnis zu verbüßen, den Rest der Strafe in einer Strafkolonie unter verschärften Bedingungen.
Nach Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial gibt es erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Anklage und am Urteil. Weder Zeugenaussagen noch Gutachten bestätigten, dass der Angeklagte tatsächlich jemanden vergiften wollte. Er selbst betonte, dass es sich um einen unüberlegten Scherz gehandelt habe und dass er für Mitarbeitende des Katastrophenschutzes, nicht für Militärangehörige, kochte. Zudem ergab ein Gutachten, dass eine Vergiftung nur bei Aufnahme von rund 20 Litern der betreffenden Flüssigkeit möglich gewesen wäre. Memorial hält das Urteil für völlig unverhältnismäßig und sieht darin eine ungerechte Bestrafung für eine unbedachte, aber folgenlose Handlung.
Weitere Schreibweise des Namens: Дмитрий Селезнёв (RU)