In Russland verfolgt das herrschende autoritäre Regime seit vielen Jahren Menschen, die sich friedlich für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, gegen Korruption, Umweltzerstörung oder Homophobie eingesetzt haben. Nach Demonstrationen gegen Wahlfälschungen, gegen willkürliche Verhaftungen und gegen Russlands Überfall auf die Ukraine wurden Zehntausende verhaftet und für Tage oder Wochen in Gefängnissen festgehalten. Viele andere werden als „Agenten“ stigmatisiert oder haben das Land wegen der Repressionen verlassen.
Mehrere hundert Menschen wurden in politisch motivierten Strafprozessen zu langjährigen Haftstrafen von fünf, zehn oder gar 20 Jahren verurteilt oder müssen in unfairen Verfahren mit solchen Urteilen rechnen. Die in Russland zwangsaufgelöste Menschenrechtsorganisation Memorial erkennt sie als politische Gefangene an.
338 Menschen werden ausschließlich aus politischen Gründen verfolgt, 437 vordergründig auch wegen ihrer religiösen Überzeugungen. 101 davon sind Krimtataren, die seit der Besetzung und völkerrechtswidrigen Annexion der Krim im Jahr 2014 in ihrer Heimat Repressionen ausgesetzt sind. Vorwand für die Verfolgung ist die angebliche Mitgliedschaft in einer in Russland als Terror-Organisation eingestuften Gruppierung. 163 sind Zeugen Jehovas, deren Religionsgemeinschaft der russische Staat seit 2017 als „extremistisch“ bezeichnet.
Diese Menschen brauchen Unterstützung. Nichts ist schlimmer für sie, als vergessen zu werden.
Daher dokumentiert die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) gemeinsam mit dem Menschenrechtszentrum Memorial das Schicksal dieser Menschen. Wir rufen zu Solidarität mit allen Menschen in Russland auf, die sich Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einsetzen oder aufgrund ihrer religiösen Überzeugung verfolgt werden.