* 26.1.1998. Irina Naval'naja stammt aus Mariupol'. Im Mai 2022 floh sie gemeinsam mit ihrer Mutter aus der von russischen Truppen besetzten Stadt. Ende August kehrte sie zurück, um ihre Großmutter zu sehen und persönliche Gegenstände abzuholen.
Im September 2022 wurde sie während einer Fahrradtour festgenommen. Laut ihrer Aussage wurde sie auf eine Polizeiwache gebracht und misshandelt. Nach ihrer Festnahme blieb ihr Aufenthaltsort einen Monat lang unbekannt. Später wurde sie wegen versuchten Terroranschlags sowie des Erwerbs, der Lagerung und des Transports eines Sprengsatzes angeklagt. Laut den Ermittlungsbehörden sollte sie im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes am letzten Tag des „Referendums“ über den Anschluss der besetzten ukrainischen Gebiete an Russland eine Bombe in einem Wahllokal in Mariupol' platzieren und aus der Ferne zünden. Kurz vor Zündung soll sie überführt worden sein.
Anschließend wurde sie ein Jahr lang im Untersuchungsgefängnis in Donezk festgehalten, wo sie offenbar Folter ausgesetzt war. Zudem wurde sie gezwungen, in einem Propagandafilm des russischen Senders NTV aufzutreten.
Im Oktober 2024 wurde Irina Naval'naja wegen Beihilfe zu terroristischen Tätigkeiten und wegen illegalen Erwerbs, Weitergabe, Verkaufs, Aufbewahrung, Transport, Versands oder Mitführens von Sprengstoff oder Sprengvorrichtungen zu acht Jahren Haft verurteilt.
Laut dem Menschenrechtszentrum Memorial handelt es sich um ein konstruiertes Verfahren. Die Vorwürfe basieren hauptsächlich auf ihrem erzwungenen Geständnis, das sie später widerrief. Sie wurde faktisch entführt und einen Monat lang illegal an einem unbekannten Ort festgehalten, wo sie Folter ausgesetzt war. Der Hauptbelastungszeuge, ein Polizeibeamter, widerrief seine Aussage vor Gericht. Zudem konnten keine Spuren der Angeklagten an dem Sprengsatz oder der Fernbedienung nachgewiesen werden. Die Verfolgung steht vermutlich im Zusammenhang mit ihrer persönlichen Geschichte: Sie geriet aufgrund ihres Nachnamens und ihrer Tätowierungen ins Visier der Behörden. Zudem diente ihr Stiefvater im Regiment „Azov“ und geriet in russische Gefangenschaft, während sie selbst vor der Besatzung ein Praktikum in einer ukrainischen Polizeieinheit absolvierte.
Weitere Schreibweise des Namens: Ирина Навальная (RU)