* 11.4.1973. Parviz Zejnalov kommt aus Moskau, ist Muslim und Anhänger des türkischen Theologen Said Nursî.
Laut Anklage war er an der Gründung und Leitung einer Zelle der in Russland als extremistisch eingestuften „internationalen religiösen Vereinigung Nurdschular“ beteiligt. Er soll gemeinsam mit weiteren Angeklagten in angemieteten Wohnungen sogenannte Haus-Medressen organisiert haben, in denen die Werke Nursîs gelesen und besprochen wurden. Im Oktober 2021 fanden bei sechs Muslimen Hausdurchsuchungen statt, bei denen Bücher, Computertechnik und elektronische Datenträger beschlagnahmt wurden.
Im Juni 2023 wurde Zejnalov wegen Tätigkeiten im Dienst einer als extremistisch eingestuften religiösen Vereinigung zu sechs Jahren Straflager mit allgemeinem Vollzug verurteilt.

Nurdschular ist die Bezeichnung für Anhänger von Said Nursî, dessen Hauptwerk Risale-i Nur („Traktate des Lichts“) religiöse Kommentare und Koranexegesen enthält. 2008 stufte der Oberste Gerichtshof Russlands Nurdschular als extremistische Organisation ein, obwohl es sich in der Realität um lose verbundene, im Kern unpolitische Gemeinschaften handelt. Seitdem werden Muslime, die gemeinsam Nursîs Schriften studieren, regelmäßig strafrechtlich verfolgt. Grundlage für die Kriminalisierung war unter anderem ein Urteil von 2007, das 14 Übersetzungen von Nursîs Werken verbot. Einige der Argumente des zugrunde liegenden Gutachtens erscheinen absurd: So wurde etwa die Verurteilung von Sündern (einschließlich der Selbstkritik reuiger Gläubiger) oder die Abschreckung von Atheisten durch die Androhung von Strafe nach dem Tod als Beleg für Extremismus und die Förderung religiöser Feindschaft gewertet.
Menschenrechtsorganisationen wie Memorial sehen diese Verfahren als politisch motiviert und als Verletzung grundlegender Menschenrechte, insbesondere der Religionsfreiheit. Memorial betont, dass es keine Beweise für die Existenz einer strukturierten Organisation Nurdschular gibt und dass die Schriften weder Aufrufe zu Gewalt noch Hassrede enthalten.