* 18.3.1996. Artemij Ostanin ist ein Stand-up-Comedian aus Moskau.
Im Februar 2025 trat er in der Comedyshow „Stand-up in 60 Sekunden“ mit einem Monolog über einen beinamputierten Mann auf, der ihn mit einem Skateboard in der Moskauer U-Bahn angefahren habe. Nach Veröffentlichung des Auftritts im Internet wurde er beschuldigt, sich abfällig über einen Teilnehmer der sogenannten „militärischen Spezialoperation“ geäußert zu haben. Er selbst erklärte, seine Ausführungen hätten sich auf einen Bettler bezogen.
Im März 2025 wurde ein Strafverfahren wegen „öffentlicher Aufstachelung zu Hass oder Feindseligkeit sowie Erniedrigung der Menschenwürde unter Anwendung oder Androhung von Gewalt“ eingeleitet. Wenige Tage später wurde Ostanin in Belarus festgenommen. Bei der Auslieferung nach Russland soll er schwer misshandelt, gedemütigt und gefoltert worden sein.
Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft in Moskau.
Nach Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial basiert die Anklage auf konstruierten Vorwürfen. Ausgangspunkt war die Behauptung kremlnaher Blogger, Ostanin habe sich abfällig über Kriegsteilnehmer geäußert, obwohl weder Krieg noch Soldaten in seinem Auftritt erwähnt wurden. Die später angepasste Anklage richtet sich schließlich gegen eine angebliche Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, obwohl im Text keinerlei Bezug zu dieser sozialen Gruppe hergestellt wird. Memorial sieht in dem Verfahren ein repressives Vorgehen gegen eine humoristische Meinungsäußerung, das exemplarisch für die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit und künstlerischen Freiheit in Russland steht.
Weitere Schreibweise des Namens: Артемий Останин (RU)