* 13.11.1958. Galina Arčagova ist eine Moskauer Rentnerin. Sie pflegte ihren hochbetagten Vater und leidet selbst unter gesundheitlichen Problemen.
Ihr wird vorgeworfen, Terrorismus gerechtfertigt und zu Extremismus aufgerufen zu haben. Grundlage der Anklage waren Beiträge, die sie im sozialen Netzwerk VKontakte veröffentlichte. Dort teilte sie Videos ukrainischer Sprecher sowie russischer Oppositioneller wie Majkl Naki und Vladimir Osečkin und äußerte sich zum Tod von Aleksej Naval’nyj, den sie als Helden und Märtyrer bezeichnete. Insbesondere die Weiterverbreitung eines Videos der Legion „Freiheit Russland“ wurde zum Anlass für die Klage genommen.
Im Februar 2025 wurde Arčagova wegen öffentlicher Rechtfertigung von Terrorismus und Aufrufen zum Extremismus verurteilt. Zwar sprach das Gericht sie schuldig, befreite sie jedoch von der strafrechtlichen Verantwortung und ordnete ihre Zwangsunterbringung in einer psychiatrischen Klinik mit verpflichtenden medizinischen Maßnahmen an.
Nach Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial dienen die angewandten Strafrechtsartikel als Mittel zur Zensur und zur Verfolgung Andersdenkender, insbesondere jener, die sich gegen den Angriffskrieg äußern. Die Einstufung der Legion „Freiheit Russland“ als terroristische Organisation sei unbegründet und rechtswidrig, da es sich um eine Einheit der ukrainischen Streitkräfte handelt. Deren Tätigkeit müsse vielmehr als legitimer Widerstand gegen die russische Aggression verstanden werden. Das Teilen entsprechender Inhalte stelle daher keine Rechtfertigung von Terrorismus dar. Darüber hinaus kritisiert Memorial die Anordnung einer psychiatrischen Zwangsbehandlung, da solche Maßnahmen gesetzlich ausschließlich bei einer nachgewiesenen Gefährdung der eigenen Person oder Dritter vorgesehen sind. Im Fall von Galina Arčagova sieht Memorial darin einen weiteren Beleg für die repressive Instrumentalisierung der Psychiatrie gegen politisch Andersdenkende.
Weitere Schreibweise des Namens: Галина Арчагова (RU)