* 31.8.1988. Igorʹ Siomik kommt aus Sankt Petersburg.
Ihm wird vorgeworfen, von zwei Personen insgesamt über 1.300 € empfangen und zur Unterstützung der ukrainischen Einheit „Azov“ weitergeleitet zu haben. Im März 2023 stürmten Mitarbeitende einer speziellen Polizeieinheit seine Wohnung. Er wurde geschlagen und vor laufender Kamera zu einem „Geständnis“ gezwungen. Obwohl regierungsnahe Medien behaupteten, er habe das Geld durch „Betrug an Rentnern“ erhalten, lautete die offizielle Anklage nicht auf Betrug, sondern auf Beihilfe zu terroristischen Aktivitäten. Im April 2023 wurde er in das Register von Terroristen und Extremisten eingetragen.
Im Juli 2024 wurde er freigesprochen, da sein Verhalten nach dem Gesetz keine Straftat darstellte. Das Gericht stellte fest, dass das Geld für den alltäglichen Bedarf verwendet wurde und Siomik es nicht an „Azov“ überwiesen hatte. Noch im Gerichtssaal wurde er aus der Haft entlassen. Wenige Monate später, im Oktober 2024, hob ein Berufungsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft den Freispruch wieder auf.
Im April 2025 wurde Siomik wegen Finanzierung von Terrorismus zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Das Menschenrechtszentrum Memorial betont, dass die Anklage auf einer äußerst schwachen Beweisgrundlage beruht. Bereits der Freispruch im Juli 2024 deutet darauf hin, dass keine Straftat vorlag. „Azov“ ist Teil der ukrainischen Nationalgarde und handelt nach staatlichen militärischen Vorgaben; Antiterrorgesetze sind daher auf den bewaffneten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht anwendbar. Selbst wenn der Angeklagte Geld an die Einheit überwiesen hätte, läge kein Terrorismus vor. Das Urteil stützt sich auf unzuverlässige Zeugenaussagen und geheime Quellen, während die regierungsnahen Medien einseitig über den Fall berichteten. Memorial bewertet das Verfahren als politisch motiviert, rechtswidrig und unfair.
Weitere Schreibweise des Namens: Игорь Сиомик (RU)