* 2.9.1978. Julija Kovešnikova kommt aus dem Süden der Ukraine aus der Stadt Melitopolʹ. Nach der Besetzung ihrer Heimatstadt durch russische Truppen blieb sie dort, um sich um zurückgelassene Haustiere zu kümmern. Sie engagierte sich ehrenamtlich bei der Suche nach vermissten Soldaten der ukrainischen Streitkräfte und bekannte sich offen zu ihrer pro-ukrainischen Haltung.
Im April 2023 wurde sie entführt. Acht Monate lang wussten ihre Angehörigen nicht, wo sie sich befand. Später wurde bekannt, dass sie zunächst mit einem Sack über dem Kopf in „Kellern“ festgehalten und anschließend in Untersuchungshaftanstalten in Mariupol' und auf der Krim gebracht wurde. Russische Sicherheitskräfte beschuldigten sie, Informationen über Standorte russischer Militärtechnik und Soldaten gesammelt und diese an ihren Ehemann, der in den ukrainischen Streitkräften dient, weitergegeben zu haben.
Im Juni 2024 wurde Julija Kovešnikova wegen Spionage zu 13 Jahren Haft im allgemeinen Strafvollzug verurteilt.
Das Menschenrechtszentrum Memorial sieht in der Verfolgung einen schweren Verstoß gegen die Genfer Konvention zum Schutz der Zivilbevölkerung. Sie wurde über Monate ohne rechtlichen Status, ohne Zugang zu einem Anwalt und ohne Kontakt zu Angehörigen festgehalten. Die gegen sie erhobenen Anschuldigungen stützen sich auf Geständnisse, die unmittelbar nach ihrer Entführung unter unrechtmäßigen Bedingungen erzwungen wurden. Auch die Anklage selbst erscheint zweifelhaft: Laut Memorial wird unter „Informationsbeschaffung“ bereits die Beobachtung aus dem Fenster oder das Lesen lokaler Nachrichtenquellen verstanden. Das Vorgehen der russischen Behörden widerspricht dem Völkerrecht, das eine Strafverfolgung nach den Gesetzen der Besatzungsmacht ausdrücklich untersagt.
Weitere Schreibweise des Namens: Юлия Ковешникова (RU)