* 1.3.1990. Ljudmila Kolesnikova besitzt sowohl die ukrainische als auch die russische Staatsbürgerschaft und kommt von der Krim. Sie war zunächst in der ukrainischen Miliz tätig, später – nach der Annexion der Krim – arbeitete sie bei der russischen Polizei. Im Jahr 2022 verließ sie Russland und ließ sich in Irland nieder, wo sie eine Ausbildung zur Kosmetikerin begann.
Ihr wird Hochverrat vorgeworfen, weil sie laut Anklage über den ukrainischen Online-Dienst „Dija“ zwei NFT-Briefmarken im Wert von 25€ gekauft haben soll. Ein Teil der Erlöse aus diesen Verkäufen sei für den Erwerb von Drohnen für die ukrainischen Streitkräfte verwendet worden. Die russischen Behörden werten diese Transaktion als finanzielle Unterstützung eines feindlichen Staates und somit als Angriff auf die Sicherheit der Russländischen Föderation. Kolesnikova wurde im Juni 2024 festgenommen, nachdem sie ihre krebskranke Mutter in Jalta besuchte. Unmittelbar nach Beerdigung der Mutter wurde sie wegen angeblich öffentlichen Fluchens verhaftet und zu zwölf Tagen Arrest verurteilt. Danach wurde sie unter inoffiziellen Hausarrest gestellt. Ende Juli kam sie in Untersuchungshaft und wurde über Wochen hinweg unter vollständiger Isolation festgehalten.
Ein Urteil liegt bislang nicht vor. Ljudmila Kolesnikova drohen jedoch bis zu 20 Jahre Haft.
Nach Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial ist das Verfahren von schwerwiegenden Verfahrensverstößen geprägt. Die Angeklagte ist über Wochen ohne offiziellen Status und ohne Zugang zu anwaltlicher Unterstützung festgehalten worden. Memorial wertet ihren Fall als beispielhaft für die zunehmende Repressionswelle in Russland seit Beginn des großangelegten Angriffskriegs gegen die Ukraine. Der Vorwurf des Hochverrats werde dabei zunehmend als Mittel zur Einschüchterung politisch Andersdenkender instrumentalisiert.
Weitere Schreibweise des Namens: Людмила Колесникова (RU)