* 8.8.2005. Nikita Turlaev wohnte in Komsomolʹsk-na-Amure, einer Stadt in der Region Chabarovsk und studierte an der örtlichen Hochschule für Technologie und Service.
Er wurde im Oktober 2023 gemeinsam mit dem Schüler Valerij Zajcev festgenommen. Laut Ermittlungsbehörden sollen beide Sympathien für das ukrainische Regiment „Azov“ gehegt haben. Turlaev soll Gruppen und Chats im sozialen Netzwerk VKontakte und dem Messengerdienst Telegram verwaltet haben, in denen er die Ideologie des Regiments propagierte und versucht habe, Gleichgesinnte zu finden. Zajcev wiederum habe nach Anleitungen zur Herstellung von Sprengstoffen gesucht und Brandmischungen an abgelegenen Orten getestet. Die Anklage stützt sich auf die Aussagen eines anonymen Zeugen, der ein kurzes Video aufgenommen hatte, auf dem zu sehen ist, wie die Jugendlichen Molotovcocktails gegen eine Betonwand eines verlassenen Gebäudes werfen. Als Beweismittel gelten außerdem Beiträge der beiden in sozialen Netzwerken, Aussagen von Mitschülern sowie Chatverläufe mit dem anonymen Zeugen.
Im November 2024 wurde Nikita Turlaev wegen Teilnahme an der Tätigkeit einer terroristischen Organisation sowie wegen öffentlicher Aufrufe zu terroristischer Tätigkeit zu elf Jahren Haft verurteilt. Die ersten drei Jahre der Strafe soll er in einem Gefängnis, den restlichen Teil in einer Strafkolonie mit strengem Vollzugsregime verbüßen.
Nach Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial ist nicht eindeutig, welcher terroristischen Organisation Turlaev konkret zugeordnet wurde. Es liegt nahe, dass es sich um das ukrainische Regiment „Azov“ handelt, das seit 2014 offizieller Teil der ukrainischen Nationalgarde ist. Dessen Einstufung als terroristische Organisation durch das russische Oberste Gericht widerspricht internationalem Recht und dient der pauschalen Kriminalisierung ukrainischer militärischer Strukturen. Zudem stellt die Diskussion oder Unterstützung von „Azov“ im Internet keinen Terrorismus dar. Memorial betont, dass der Angeklagte – wohnhaft im fernen Osten Russlands – physisch keine Möglichkeit hatte, tatsächlich an der Tätigkeit des Regiments teilzunehmen. Das Strafmaß erscheint angesichts der Umstände der Tat unverhältnismäßig. Die Anklage beruht maßgeblich auf den Aussagen eines anonymen Zeugen und weist Anzeichen einer operativen Provokation durch Sicherheitsbehörden auf.
Weitere Schreibweise des Namens: Никита Турлаев (RU)