* 15.8.1962. Nikolaj Romanjuk ist leitender Pastor der evangelikalen „Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit“ und Vater von neun Kindern.
Im September 2022 hielt er eine Predigt, in der er die Teilnahme am Krieg gegen die Ukraine als Versuchung bezeichnete und seine Gemeinde dazu aufrief, sich nicht an Kampfhandlungen zu beteiligen. Die Predigt wurde auf dem YouTube-Kanal der Kirche veröffentlicht, später jedoch gelöscht.
Im Oktober 2024 wurde er bei einer Hausdurchsuchung mit demonstrativer Härte festgenommen. Währenddessen wurden seine Kinder in den Hof gebracht und mussten dort etwa zwölf Stunden lang mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen. Gegen Romanjuk wurde ein Strafverfahren wegen angeblicher öffentlicher Aufrufe zu Handlungen eingeleitet, die sich gegen die Sicherheit der Russischen Föderation richten sollen. Zwei Tage später wurde er in Untersuchungshaft genommen. Trotz seines hohen Alters und gesundheitlicher Probleme verweigerte das Gericht wiederholt die Umwandlung in Hausarrest. Laut seiner Tochter hat er stark an Gewicht verloren, leidet unter Seh- und Hörbeeinträchtigungen und hat möglicherweise einen leichten Schlaganfall erlitten.
Der Prozessbeginn ist für Juli 2025 angesetzt. Romanjuk drohen bis zu sechs Jahre Haft.
Nach Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial ist das Strafverfahren politisch motiviert. Es richtet sich gegen die freie Ausübung der Religionsfreiheit und zielt darauf ab, pazifistische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Die zugrunde liegende Strafnorm ist vage und ermöglicht willkürliche Auslegung. Der Pastor hatte in seiner Predigt ausschließlich auf das gesetzlich verankerte Recht auf Kriegsdienstverweigerung verwiesen und betont, dass seine Gemeinde niemanden zum Militärdienst segne. Seine Aussagen waren friedlich, gesetzeskonform und richteten sich auf den Schutz menschlichen Lebens. Memorial sieht in der strafrechtlichen Verfolgung einen groben Verstoß gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung und Gewissensfreiheit.
Weitere Schreibweise des Namens: Николай Романюк (RU)