* 26.1.1971. Ol’ga Korneva kommt aus Sankt Petersburg. Sie war als Freiwillige im Projekt ANTI PYTKI tätig, wo sie Beschwerden von Inhaftierten bearbeitete.
Im Oktober 2024 kam es in mehreren russischen Regionen zu Hausdurchsuchungen. Ol’ga Korneva sowie weitere Personen – Ksenija Garina, Viktorija Kutilova und Zajdulla Rezvanov – wurden in Untersuchungshaft genommen, während Ėl’vira Sajfullina unter Hausarrest gestellt wurde. Ihnen allen wird vorgeworfen, Teil der angeblich „extremistischen Vereinigung“ ANTI PYTKI gewesen zu sein.
Das Projekt ANTI PYTKI veröffentlicht seit 2021 Informationen über Folter in russischen Strafkolonien und Gefängnissen. In seinen Kanälen sammelt es Aussagen von Betroffenen sowie Daten mutmaßlich an Misshandlungen beteiligter Gefangener und Namen von Mitarbeitenden, die womöglich für die Einrichtung systematischer Gewaltstrukturen verantwortlich sind. Laut den Ermittlungsbehörden soll das Projekt gegründet worden sein, um „extremistische Straftaten“ zu begehen. Es habe Inhalte verbreitet, die Häftlinge zu Gewalt angestiftet hätten. Auch der Gründer des Projekts, Roman Rugevič, wird als Initiator strafrechtlich verfolgt. Er lebt derzeit im Ausland.
Ein Urteil liegt bislang nicht vor. Die Anklage gegen Ol’ga Korneva lautet auf Beteiligung an einer extremistischen Vereinigung. Sie befindet sich in Untersuchungshaft.
Das Menschenrechtszentrum Memorial weist darauf hin, dass die Veröffentlichung von Informationen über Folter und Gewalt in Haftanstalten im öffentlichen Interesse liegt. Solche Hinweise müssten Anlass für unabhängige Ermittlungen sein – nicht für die strafrechtliche Verfolgung derjenigen, die sie publik machen. Zudem stützt sich die Anklage im Wesentlichen auf die Aussagen von Nikita Evšin, der angibt, als Moderator für ANTI PYTKI tätig gewesen zu sein, und die fünf Angeklagten als Mitwirkende benennt. Seine Aussagen gelten jedoch als fragwürdig: Evšin leidet unter psychischen Erkrankungen und ist mehrfach wegen Gewaltdelikten strafrechtlich in Erscheinung getreten. Zudem gibt Rugevič an, dass Evšin selbst keine Rolle im Team gespielt und nur einmal Informationen eingesendet habe. Keine der verhafteten Personen habe an der inhaltlichen Erstellung oder Moderation der Kanäle mitgewirkt. Korneva und Garina hätten als Freiwillige lediglich Rechtschreibfehler in Beschwerden von Gefangenen korrigiert. Sajfullina, Kutilova und Rezvanov seien nur Abonnent:innen des Kanals gewesen.