* 2.1.1982. Roman Ivanišin stammt aus Šachtersk, einer Stadt in der Region Sachalinsk. Er arbeitete zunächst als Berg- und Hafenarbeiter. Im Zuge der russischen Mobilmachung wurde er im September 2022 eingezogen und an die Front geschickt. Im Juni 2023 geriet er während des Einsatzes in der Ukraine in Kriegsgefangenschaft. Nach einem Gefangenenaustausch wurde er Anfang Januar 2024 nach Russland zurückgebracht und unmittelbar verhaftet.
Er wird beschuldigt, sich freiwillig in ukrainische Gefangenschaft begeben, diese vorbereitet sowie sich im Zuge der Mobilmachung in mehreren Fällen eigenmächtig von seiner Einheit entfernt zu haben. Laut Anklage soll er seine Einheit mehrfach verlassen, sich in Donecʹk versteckt und schließlich zur Kapitulation aufgerufen haben.
Im April 2025 wurde Roman Ivanišin wegen Fahnenflucht, eigenmächtigen Verlassens der Truppe und freiwilliger Gefangennahme zu 15 Jahren Haft in einer Strafkolonie mit strengem Regime verurteilt. Zudem wurde ihm sein militärischer Rang entzogen. Das Verfahren fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Roman Ivanišin ist der erste Soldat, der in Russland wegen „freiwilliger Kriegsgefangenschaft“ verurteilt wurde – ein Straftatbestand, der erst im Zuge der Mobilmachung im Herbst 2022 eingeführt wurde und Teil eines repressiven Gesetzespakets zur Unterdrückung jeglicher Kriegsverweigerung ist. Obwohl Kriegsdienstverweigerung nach russischem und internationalem Recht zulässig ist, haben mobilisierte Soldaten faktisch keine Möglichkeit, sich dem Fronteinsatz zu entziehen. Der Angeklagte hatte mehrfach versucht, seine Einheit zu verlassen, äußerte Zweifel am Krieg und berichtete von Gewalt durch Vorgesetzte. Schließlich begab er sich offenbar gezielt in Gefangenschaft, wobei er unbewaffnet seine Deckung verließ und Kameraden zum Nachahmen aufrief. Ob freiwillig, bleibt unklar. Der Kommandeur, der das Feuer auf ihn eröffnen ließ, trat später als Belastungszeuge auf. Das Verfahren fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und diente laut Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial vor allem der Abschreckung und der Erzwingung von Gehorsam in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.
Weitere Schreibweise des Namens: Роман Иванишин (RU)