* 9.1.1990. Varvara Lemann arbeitete als Schuhverkäuferin in Sankt Petersburg, pflegte ihre kranke Großmutter und unterstützte ein Tierheim.
Ihr wird vorgeworfen, öffentlich zu terroristischen Handlungen aufgerufen zu haben. Laut Anklage teilte sie im April 2022 im Telegram-Kanal „Satire ohne Positives“ ein Video mit Agitationsmaterial der Legion „Freiheit Russland“, in dem russische Soldaten aufgefordert wurden, auf die Seite der Ukraine zu wechseln. Die Staatsanwaltschaft wertete dies als Aufruf zu einem gewaltsamen Umsturz der Staatsmacht.
Vor Gericht gestand Lemann die Tat, zeigte Reue, spendete an eine pro-militärische Stiftung und erklärte, sie habe ihre Ansichten geändert. Der Staatsanwalt betonte jedoch, dass sie die „Sondermilitäroperation“ für unzulässig gehalten und versucht habe, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen.
Im Januar 2025 wurde sie wegen öffentlichen Aufrufs zu terroristischer Tätigkeit, öffentlicher Rechtfertigung von Terrorismus oder Propaganda für Terrorismus zu drei Jahren Strafkolonie im allgemeinen Vollzug verurteilt. Zudem wurde ihr für zwei Jahre nach der Haftentlassung untersagt, Internetressourcen zu betreiben.
Das Menschenrechtszentrum Memorial weist darauf hin, dass es sich bei der Veröffentlichung nicht um einen Aufruf zu Gewalt, sondern um einen Appell an Soldaten handle. Selbst wenn man in dem Video einen Aufruf zum gewaltsamen Umsturz sehen wollte, sei die tatsächliche gesellschaftliche Gefahr des geteilten Inhalts äußerst gering. Lemann sei keine öffentliche Person gewesen, habe keinen Einfluss auf die Zielgruppe gehabt und das Video in einem Kanal mit kleiner Reichweite veröffentlicht. Der Kontext ihrer Äußerung war das großangelegte russische militärische Vorgehen gegen die Ukraine. Nach Einschätzung von Memorial ist die Verfolgung Lemanns Teil einer allgemeinen Strategie der russischen Behörden, Andersdenkende einzuschüchtern.
Weitere Schreibweise des Namens: Варвара Леманн (RU)