* 13.5.2001. Vladislav Poručikov studierte in Taganrog. Ende Mai 2023 teilte er seinen Eltern mit, dass er zu einer studentischen Konferenz nach Moskau reisen wolle. Danach verlor sich seine Spur. Später wurde bekannt, dass er sich in der Region Belgorod aufhielt, wo er innerhalb von anderthalb Monaten sechsmal festgenommen wurde.
Laut Anklage reiste Poručikov zunächst nach Belarus und anschließend nach Georgien, wo er einen Antrag auf Aufnahme in die in Russland als terroristisch eingestuften Legion „Freiheit Russland“ gestellt habe. Nachdem er keine Antwort erhalten hatte, soll er nach Russland zurückgekehrt sein und mehrfach versucht haben, die Grenze zur Ukraine zu überqueren. Aufgrund mehrerer Verwaltungshaftstrafen sei ihm dies jedoch nicht gelungen. Ihm wurde die Vorbereitung auf die Teilnahme an einer terroristischen Organisation sowie die Vorbereitung auf Hochverrat vorgeworfen.
Im April 2024 wurde er zu neun Jahren Haft in einer Strafkolonie mit verschärftem Vollzug verurteilt. Die ersten drei Jahre muss er in einem Gefängnis verbringen.
Das Menschenrechtszentrum Memorial bewertet die Einstufung der Legion „Freiheit Russland“ als terroristische Organisation als unrechtmäßig und unbegründet. Die Legion sei eine Einheit der ukrainischen Streitkräfte, deren Tätigkeit keinen Terrorismus darstelle, sondern eine legitime Unterstützung eines Staates, der sich gegen eine bewaffnete Aggression verteidigt. Zudem widerspreche sich die Anklage selbst: Wenn die Handlungen des Angeklagten als Übertritt auf die Seite des Feindes gewertet würden, dann werde die Legion implizit als Teil der ukrainischen Streitkräfte anerkannt – und nicht als terroristische Organisation.
Memorial kritisiert zudem, dass die wiederholten Verwaltungshaftstrafen vor seiner offiziellen Anklage ein Mittel gewesen sind, um belastendes Material für das Strafverfahren zu konstruieren. Die Verteidigung erklärte, dass Poručikov während dieser Zeit unter Druck gesetzt und gefoltert wurde sowie keinen Zugang zu rechtlicher Unterstützung hatte.