* 12.4.1978. Aleksej Ščus’ ist ein Ingenieur aus Soči, verheiratet und Vater einer Tochter.
Im Mai 2024 wurde gegen ihn ein Strafverfahren wegen der Verbreitung von „Fake News“ über die russischen Streitkräfte eröffnet. Grundlage dafür waren seine Beiträge im sozialen Netzwerk VKontakte aus dem Jahr 2022, in denen er unter anderem Bombenangriffe auf eine Entbindungsklinik in Mariupol', Gewalt russischer Soldaten in Cherson sowie das Zurücklassen von Leichen beim Rückzug aus Izjum thematisierte. Gegen Ende der Ermittlungen wurde ihm zusätzlich die illegale Herstellung von Wurfwaffen vorgeworfen. Ščus’ hatte ein entsprechendes Gerät entwickelt, das er „Handvakuumwaffe“ nannte. Eine Beschreibung dieses Geräts wurde auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite veröffentlicht, auf der er darauf hinwies, dass die „Handvakuumwaffe“ nicht gegen das russische Waffengesetz verstoße. Ščus’ bestritt in keinem der Anklagepunkte seine Schuld. Laut seinem Anwalt erkennt er zwar an, die Beiträge auf VK verfasst zu haben, besteht jedoch darauf, dass diese keine „vorsätzlich falschen“ Informationen enthielten. Die Informationen stammten aus offenen Quellen, und die Anklage habe keine Belege für deren Unwahrheit vorgelegt.
Im Januar 2025 wurde er wegen bewusster öffentlicher Verbreitung falscher Informationen über den Einsatz der Streitkräfte der Russischen Föderation sowie der Tätigkeit staatlicher Behörden und wegen illiegaler Herstellung von Wurfwaffen zu fünfeinhalb Jahren Haft in einer Strafkolonie mit allgemeinem Regime verurteilt. Zudem erhielt er ein dreijähriges Berufsverbot im Bereich der Webseitenadministration.
Der zugrunde liegende Straftatbestand, der jede Kritik am russischen Militär kriminalisiert, steht im Widerspruch zum Recht auf freie Meinungsäußerung und wird von Menschenrechtsbeobachtern als verfassungswidrig eingeschätzt. Die Anklage wegen illegaler Herstellung von Wurfwaffen wird vermutlich aus politischen Gründen hinzugefügt, um die Position der Ermittlungsbehörden zu stärken. Das Menschenrechtszentrum Memorial sieht in der Strafverfolgung einen Ausdruck der repressiven Politik gegenüber regimekritischen Stimmen.
Weitere Schreibweise des Namens: Алексей Щусь (RU)