* 1.1.1991. Andrej Gilišev war als Labortechniker in einem Diagnosezentrum in Tjumen' tätig.
Ihm wird vorgeworfen, zwischen Dezember 2023 und Februar 2024 Kontakt zu der von Russland als terroristisch eingestuften Legion „Freiheit Russland“ aufgenommen und sich bereit erklärt zu haben, diese als Feldsanitäter zu unterstützen. Zudem wird ihm zur Last gelegt, zwei regimekritische Graffiti angebracht zu haben: den weiß-blau-weißen Flaggenentwurf der russischen Opposition auf einem Denkmal sowie die Aufschrift „Die russisch-orthodoxe Kirche steht auf der Seite der Mörder“ an einem Kirchenzaun.
Im Dezember 2024 wurde Andrej Gilišev wegen Beteiligung an einer terroristischen Organisation und Vandalismus aus politischen Hassmotiven zu 15 Jahren Haft verurteilt – davon vier Jahre in einem Gefängnis, der Rest in einer Strafkolonie mit strengem Vollzug.
Nach Einschätzung des Menschenrechtszentrums Memorial ist das Verfahren politisch motiviert. Die Legion „Freiheit Russland“ ist eine reguläre Einheit der ukrainischen Streitkräfte und wurde von den russischen Behörden zu Unrecht als terroristische Organisation eingestuft. Eine Unterstützung dieser Einheit kann nach internationalem Recht nicht als Terrorismus gelten. Auch die Vorwürfe des Vandalismus seien unbegründet: Die angebrachten Graffiti enthielten keine Aufrufe zu Gewalt, sondern seien als friedliche Meinungsäußerung zu werten. Die Einstufung als politisch motivierter Hassakt sei willkürlich. Memorial sieht in der Verurteilung ein Beispiel für die Kriminalisierung regierungskritischer Haltungen und eine unverhältnismäßige Bestrafung, die der Einschüchterung dient.
Weitere Schreibweise des Namens: Андрей Гилишев (RU)