* 26.12.1990. Andrej Voronin ist ein orthodoxer Aktivist und Monarchist aus Tolʹjatti, der zweitgrößten Stadt der Region Samara. Er führte einen Blog im sozialen Netzwerk VKontakte, in dem er wiederholt staatliche Behörden kritisierte.
Voronin wurde mehrfach strafrechtlich verfolgt. Im März 2020 entzündete er auf seinem Grundstück ein Feuer, woraufhin der Leiter des Dorfrats und ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzministeriums zu ihm kamen. Er geriet mit ihnen in einen Konflikt, infolgedessen Voronin wegen Androhung von Gewalt gegen einen Vertreter der Staates sowie Beleidigung eines Amtsträgers angeklagt wurde. Kurz darauf veröffentlichte er einen Beitrag, in dem Gutachter angebliche Hinweise auf eine geplante Explosion auf staatliche Objekte sahen. Im April 2020 fanden Ermittler bei einer Durchsuchung rund ein halbes Kilogramm Schießpulver und erhoben zusätzlich Anklage wegen illegalen Besitzes von Sprengstoff. Voronin wurde in Untersuchungshaft genommen.
In der Strafkolonie wurde er in Isolationshaft gebracht. Nachdem ihm medizinische Versorgung verweigert worden war, trat er in den Hungerstreik. Als ihn ein Mitarbeiter aufforderte, die Zelle zur Durchsuchung zu verlassen, packte Voronin diesen an der Jacke und drückte ihn gegen die Wand. Daraufhin wurde ein weiteres Verfahren wegen Gewaltanwendung gegen Vollzugsbeamte eingeleitet. Schließlich kamen Anklagen wegen Verbreitung angeblicher „Falschinformationen“ über die Armee und öffentlicher Aufrufe zu terroristischer Tätigkeit hinzu. Die Vorwürfe stützen sich auf heimlich aufgezeichnete Gespräche aus der Haft.
Im April 2021 wurde er zu zwölf Jahren Haft in einer Strafkolonie unter verschärften Bedingungen sowie zu einer Geldstrafe von 50.000 Rubel (rund 530 €) verurteilt. Im Berufungsverfahren entfiel die Anklage wegen Beleidigung von Amtsträgern, das Strafmaß wurde um zwei Monate reduziert. 2024 erhielt er für die Gewaltanwendung gegen einen Vollzugsbeamten eine zusätzliche Haftstrafe von zweieinhalb Jahren, 2025 kamen wegen der angeblichen Verbreitung von „Falschinformationen“ über die Armee und öffentlicher Aufrufe zu terroristischer Tätigkeit weitere sechs Jahre hinzu. Insgesamt muss Voronin noch zehn Jahre Haft verbüßen – davon die ersten drei Jahre in einem Gefängnis, den Rest in einer Strafkolonie unter verschärften Bedingungen.
Der zugrunde liegende Straftatbestand, der jede Kritik am russländischen Militär kriminalisiert, widerspricht dem Recht auf freie Meinungsäußerung und wird vom Menschenrechtszentrum Memorial und anderen Beobachtern als verfassungswidrig eingestuft.
Weitere Schreibweise des Namens: Андрей Воронин (RU)